Im Herbst 2023 ist es mal wieder soweit: eine weit verbreitete Windows-Server-Version steht endgültig vor dem Aus. Windows Server 2012 R2 erhält ab 10.10.2023 keinerlei Security-Updates mehr und sollte damit spätestens zu diesem Zeitpunkt ausgemustert werden. Es stellt sich die Frage, welche Server-Version sich als Nachfolger anbietet – und das muss kein Windows sein.
Eine etablierte Alternative zum Windows-Server ist Linux: bei vielen Anwendungen, beispielsweise einem Fileserver, gibt es keine technische Notwendigkeit, die Microsoft-Variante zu verwenden. Ähnliches gilt für Webserver, wo Linux-basierten Systemen ohnehin der Vorzug zu geben ist. Will man auf der Microsoft-Schiene bleiben, stehen Windows Server 2016, 2019 und 2022 als Ablösung bereit.
Lifecycles für unterschiedliche Versionen
Ist man nicht auf bestimmte Merkmale einer Serverversion angewiesen, so basiert die Entscheidung sicherlich auf einer Abwägung von Preis und der verbleibenden Lebenszeit des Software-Servers. Microsoft gibt als Lifecycle für die Server-Editionen die folgenden Zeiten an:
- Windows Server 2016: Mainstream End Date 22.01.2022, Extended End Date 12.01.2027
- Windows Server 2019: Mainstream End Date 09.01.2024, Extended End Date 12.01.2029
- Windows Server 2022: Mainstream End Date 13.10.2026, Extended End Date 14.10.2031
Nach Ablauf des „extended Support“ gibt es keine Security-Updates mehr. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollte niemand mehr die jeweilige Server-Version betreiben.
Lizenzierungsmodell für 2012
Microsoft hatte mit Windows Server 2012 das Lizenzierungsmodell geändert, so dass nicht mehr nach Servern, sondern nach CPUs (auf der gleichen Hardware) lizenziert wurde. So darf man beispielsweise mit einer W2012 Standard-Serverlizenz auf der gleichen Hardware zwei virtuelle Maschinen (VMs) betreiben, sofern nicht mehr als zwei CPUs verbaut sind. Mit jeder weiteren Serverlizenz dürfen zwei VMs hinzukommen. Darüber hinaus sind Zugriffslizenzen, die so genannten Client-Access-Lizenzen (User-CAL oder Device-CAL) für die Server nötig.
Ein Sonderfall ist Windows Server 2012 Essentials, das den Betrieb auf einem Server mit bis zu 25 Usern erlaubt. CALs sind hierzu nicht erforderlich.
Lizenzierungsmodell ab Server 2016 erneut geändert
Im Zuge einer betriebswirtschaftlichen Optimierung seiner Lizenzerträge stellte Microsoft ab Windows Server 2016 auf ein Lizenzierungsmodell nach CPU-Kernen um. Aus Vereinfachungsgründen müssen mindestens 16 physische Kerne pro Hardware-Server lizenziert werden. Das gilt auch, wenn die Hardware nur zwölf Kerne hat. Besitzt der Server mehr als 16 Kerne, so müssen diese für alle Microsoft-Server zusätzlich lizenziert werden – unabhängig davon, wie viele Kerne tatsächlich einem Microsoft-Server zugeteilt sind.
Das Modell gilt sowohl für Server der Standard-Edition als auch für die Datacenter-Edition, wobei die Lizenzierung der Kerne der Datacenter-Edition entsprechend teurer ist. Sind viele VMs zu betreiben, fährt man mit Datacenter irgendwann günstiger: die Standard-Edition erlaubt nur zwei VMs je Lizenz, während die Zahl der VMs bei der Datacenter-Edition nicht limitiert ist. Beide Lizenzvarianten gelten immer nur für einen einzelnen Hardware-Server.
Bei der Windows-Server-Essentials-Version hat sich in der Lizenzierung nichts verändert. Die Lizenz erlaubt den Betrieb auf einem Server mit bis zu 25 Usern und maximal 64 GB physischem RAM, CALs sind hierzu nicht erforderlich.
Upgrade-Pfade
Direkte Upgrades (Inplace-Upgrades) von Server 2012 R2 nach 2016 sind zwar theoretisch möglich, aber selbst Microsoft warnt vor der Installation: „Windows Server-Upgrades werden nicht empfohlen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, führen Sie eine Neuinstallation von Windows Server 2016 aus.“
Generell sind Inplace-Upgrades von W2012 R2 auch auf 2019 und 2022 möglich, jeweils über die dazwischen liegenden Serverversionen. Aus eigener Erfahrung raten wir in der Regel aber zu einer Neuinstallation und Übernahme der Einstellungen.
Client-Access-Lizenzen CALs
Für jede Serverversion sind die passenden CALs zu kaufen. Hier zeigt sich Microsoft flexibel: Ein Unternehmen will beispielsweise von W2012 R2 auf W2019 upgraden, die installierte Version des ERP-Systems verträgt aber nur W2016 und soll zeitnah ebenfalls durch ein anderes Produkt abgelöst werden. Statt nun für einen begrenzten Zeitraum eine W2016-Lizenz mit 2016er CALs kaufen zu müssen, erlaubt Microsoft, einen Server 2019 mitsamt CALs auf 2016 downzugraden und später wieder auf 2019 zu heben.
Neben den beschriebenen Szenarien gibt es noch viele Sonderfälle, die berücksichtigt werden müssen. Wenn Sie also Ihre Windows-2012-Serverumgebung aktualisieren wollen: Wir beraten Sie gerne und können Sie bei der optimalen Lizenzierung und beim Durchführen der Upgrades unterstützen.
Es geht auch einfacher
Eine kleine Anmerkung zum Schluss in Bezug auf die Lizenzierung hochverfügbarer Systeme: soll ein Microsoft Server – zum Beispiel ein Fileserver – auf einem hochverfügbaren System mit zwei Knoten (Hardware-Servern) betrieben werden, so brauchen Sie für den Fileserver auf beiden Knoten eine Lizenz, obwohl er zur gleichen Zeit nur einmal im gesamten Netzwerk läuft (und auch nur laufen soll). Das ist dem Ansatz geschuldet, dass Microsofts Serverlizenzen immer nur für eine Hardware gelten. CoreBiz ist hier deutlich kulanter: es wird nur aufgrund der Zahl der wirklich laufenden VMs abgerechnet. Im oben genannten Fall eines ausfallsicheren Fileservers zahlen Sie die Wartungsgebühr also nur einmal – übrigens auch unabhängig von der Zahl der Kerne, sonstiger Hardware-Eigenschaften und Anzahl der User.