Es gibt in der IT die berüchtigte 90-10-Regel: Die letzten 10 Prozent eines Projekts verschlingen 90 Prozent des Gesamtaufwands. Oder: Wenn man denkt, man hat 90 Prozent geschafft, sind das in Wahrheit erst 10 Prozent. Nun sind es einige der letzten Prozentpunkte schlicht nicht wert, sich darum zu kümmern: Zu viel Aufwand für zu wenig Nutzen. Dennoch kann man bei einem fast fertigen Produkt nicht einfach aufhören. Wenn ein Anwender auf einen Fehler oder ein unerwartetes Verhalten der Software stößt, ist es ihm herzlich egal ob er gerade in eine 90-10-Falle getappt ist.
Sie fragen sich vielleicht, warum wir das nun ausgerechnet in der Entwickler-Sektion des Firmenbriefs thematisieren? Ganz einfach, weil es uns beschäftigt. Und weil es uns trotz langjähriger Erfahrung immer wieder überrascht, wie komplex moderne Software denn ist. Dabei gilt das nicht nur für unsere Eigenentwicklungen, sondern besonders für fertige Software, die wir integrieren und konfigurieren. Dass diese Software nie 100 Prozent fehlerfrei ist versteht sich von selbst. Und genau dann sind wir heilfroh, in einer Open-Source-Umgebung zu arbeiten: Wir klettern erstaunlich oft tief in fremden Code, analysieren Protokollabläufe und fühlen mit Tracer, Dumper und Debugger den Komponenten auf den Zahn.
Es mag kreativere Aufgaben geben, aber die Fehlersuche gehört einfach zu den Aufgaben eines Entwicklers. Zum Beispiel haben wir ja, statt einen Zoo an LDAP-Servern zu betreiben, auf Samba 4 und dessen LDAP-Dienst konsolidiert. Nun müssen wir aber immer wieder angedockte Dienste anpassen, obwohl LDAP ja eigentlich ein Standard sein sollte. Da hat dann die 90-10-Regel zugeschlagen, und wir Entwickler stecken in der Klemme, die sonst oft Anwender trifft. Gut dass wir uns dann dank Open Source helfen können – und Sie sich als Anwender nicht mehr damit quälen müssen.