In den 80er Jahren war das Leben einfach: wollte man Software benutzen, musste man sie kaufen und konnte sie so lange verwenden wie man wollte. Neu erscheinende Versionen waren wieder käuflich zu erwerben. Rasche Software-Innovationen motivierten die Anwender, ihre Programme wegen neuer Features zu aktualisieren oder weil die Software oder deren Speicherformate nicht mehr kompatibel waren. So kannte man das von den einschlägigen Produkten und Anbietern, beispielsweise dem Office-Paket von Microsoft.
Diese einfachen Zeiten sind vorbei, heute gibt es eine Vielzahl von Darreichungsformen für Software. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten – sowohl aus rechtlicher als auch aus kommerzieller Sicht.
Shareware
Ironischerweise war es der Angestellte Nummer 9 von Microsoft, Bob Wallace, der anno 1983 – nach seinem Ausstieg aus Microsoft – den Begriff Shareware prägte. Auslöser waren zum Teil idealistische Gründe, um möglichst vielen Usern kostenlos Zugriff auf Software zu geben. Ein entscheidendes Motiv war aber wohl auch, neue Wege zur möglichst breiten Verteilung seiner Textverarbeitung „PC-Write“ zu finden.
Shareware gibt es seither in verschiedenen Ausprägungen. Im geschäftlichen Bereich wird sie häufig als Teaser genutzt, um funktional oder zeitlich beschränkte Anwendungen zum Testen zur Verfügung zu stellen. Durch diese Beschränkungen ist die Relevanz von Shareware in der geschäftlichen Nutzung gering. Dies gilt natürlich nicht für die Vollversionen der entsprechenden Programme, die man meist durch den Erwerb eines Lizenzschlüssels einfach freischalten kann.
Game-Changer Open Source
Einen ersten Bruch mit dem klaren Konzept der Lizenzierung im Business-Einsatz gab es etwa zur gleichen Zeit mit dem Aufkommen von Open-Source-Software (OSS). Plötzlich gab es nützliche Software für den geschäftlichen Einsatz mit einer freien Lizenz, die sogar zur Weitergabe aufforderte und nichts kostete. Richard Stallmann war mit seinem GNU-Projekt die treibende Kraft dahinter.
Der aufkommende Wettbewerb durch Open-Source-Software brachte den legendären Microsoft-Chef Steve Ballmer so in Rage, dass er Linux 2001 als kommunistisch, ein Krebsgeschwür und eine Bedrohung von Intellectual Property Rights beschimpfte, weil alles, was mit Open-Source in Berührung kommt, auch Open-Source gesetzt werden müsse. Später sah er Linux gelassener, so sagte er 2016: „I may have called Linux a cancer but now I love it.“
Auf die immer noch vorhandenen Diskussionen und Unterschiede zwischen Open-Source und Free Software und die unterschiedlichen Lizenzen wollen wir hier nicht eingehen. Trotz oder eigentlich wegen der freien Weitergabe haben sich auch für Free- und Open-Source-Software im kommerziellen Bereich Geschäftsmodelle entwickelt.
Subscriptions
Neben Dienstleistungen für die Entwicklung und Anpassung vorhandener Open-Source-Software sind dies vor allem „Subscriptions“ oder „Wartungsverträge“. Kommerzielle Anwender setzen inzwischen stark auf Open-Source, brauchen aber im Ernstfall schnelle, zuverlässige Unterstützung durch Bug Fixes, Security-Updates oder Support mit definierten Reaktionszeiten. Diese Leistungen werden im Rahmen von Subscriptions geliefert, zum Beispiel von Red Hat, Suse, aber auch für die von uns eingesetzten CoreBiz-Produkte.
Cloud-Software
Bei der Verbreitung des Cloud-Ansatzes in der Softwareindustrie wurde ein neues Modell der Softwarenutzung etabliert. Cloud-Verträge gelten generell als Mietverträge: Software sowie IT-Ressourcen wie Rechenleistung, Storage und Internet-Anbindung werden zeitlich befristet gegen Zahlung eines Entgelts überlassen.
Durch Zahlung der monatlichen Gebühren erwirbt der Benutzer im Cloud-Businessmodell kein Eigentum an der Software. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist dieses Modell für die Anbieter durch den permanenten, verlässlichen Revenue-Stream sehr lukrativ. Softwarenutzer sehen sich häufig in einer hohen Abhängigkeit, da viele Hersteller ihre Programme nur noch in dieser Form anbieten. Anwender haben dann keine andere Wahl als das Mietmodell zu akzeptieren.
Das Cloud-Modell wird aber auch für offene Software genutzt. Bei Open-Source-Software-basierten Cloud-Angeboten sind in den laufenden Kosten keine Software-Lizenzen enthalten, sondern Dienstleistungskosten für die Durchführung von Software-Updates und die üblichen Hostingkosten.
Klassisch: Software-Kauf und weiteres
Auch wenn er langsam ausstirbt: es gibt noch den klassischen Ansatz, nämlich Lizenzkauf mit unbefristeter Nutzung. So kann man bei Microsoft nach wie vor Software-Server oder Anwendungen wie Exchange kaufen und so lange nutzen wie man will. Das gilt auch nach Ende des meist zehnjährigen Lifecycles, ab dann liefert der Hersteller keine Updates und Sicherheitskorrekturen mehr. Eine neue Version des Produkts muss wieder zum vollen Preis gekauft werden.
Ergänzen lässt sich dieses Modell durch eine sogenannte Software-Assurance („SA“) für initial drei Jahre, das ist im Wesentlichen ein Wartungsvertrag für die gekauften Produkte. Damit erhält der Anwender Zugriff auf alle im gebuchten Zeitraum erscheinenden Produktversionen.
Die Tabelle ließe sich noch durch weitere Aspekte ergänzen, zum Beispiel wie hoch der Grad der Abhängigkeit ist, der Aspekt Datensouveränität oder laufende interne Kosten. Diese Punkte wurden in unserer Cloud-Serie behandelt.
Wettstreit der Lizenzformen
Wir betrachten allerdings mit Interesse den Wettstreit der verschiedenen Lizenzformen und den wachsenden Zulauf zu Cloud-Modellen. Für viele Unternehmen sind Cloud-Ansätze durchaus von Vorteil, bei weitem aber nicht für alle. Wir sehen in diesem Zusammenhang auch die wachsende Abhängigkeit und die komplette Aufgabe der Souveränität über die eigenen Daten. Zudem werden massenweise Verstöße gegen gültige Datenschutzgesetze und -Bestimmungen wie die DSGVO nicht geahndet.
Dazu passt, dass sogar staatliche und kommunale Institutionen – entgegen geltender Datenschutzbestimmungen – derart verantwortungslos Daten ihrer Bürger in fremde Cloud-Hände geben. Es ist ein Unding, Videos von Bodycams der deutschen Polizei in der amerikanische Amazon-Cloud zu speichern!
Insofern ist es keine Nostalgie, wenn man die handfesten Vorteile im Lizenzmodell der 80er Jahre erkennt: klare Planbarkeit der IT-Kosten, Datensouveränität und deutlich geringere Abhängigkeiten.